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Die Geschichte der Streuobstwiesen im Paderborner Land

Obwohl bereits im Mittelalter Obst in Klöstern, zum Beispiel in Holthausen und Dalheim, kultiviert und beerntet wurde, geht die heute noch zu erkennende Verbreitung des Streuobstanbaus im Paderborner Land auf den Beginn der Neuzeit zurück. Immer wieder gab es staatliche Anstrengungen, den Streuobstbau hier zu fördern: zunächst entlang von Straßen, später in Form von Baumschulen und Schulobstgärten. Schließlich gehörte zu fast jedem Hof eine Streuobstwiese. Damals wurden unter den Obstbäumen noch Feldfrüchte angebaut. Mit der zunehmenden Mechanisierung wurde dieses jedoch unrentabel und als das Vieh schließlich nicht mehr gehütet wurde, wurden die Obstbestände als Wiesen oder Weiden genutzt. So konnte und kann auch auf eher unrentablen, ackerbaulich uninteressanten oder hängigen Flächen eine zusätzliche Nutzung zur Erzeugung von Nahrungsmitteln erfolgen. Bis Mitte des 20 Jahrhunderts waren Obstbäume bzw. Obstwiesen ein wichtiger Bestandteil der Nahrungsmittelproduktion im südlichen Paderborner Land. So wurde im Zwetschgendorf Etteln im Altenautal ein weiteres Einkommen erzielt, indem die Früchte in die nahe gelegene Stadt Paderborn verkauft wurden. Ähnlich verhielt es sich mit anderen, stadtnah gelegenen Dörfern.

 

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ging die Bedeutung des Streuobstes deutlich zurück. Der Einsatz von synthetischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln ermöglichte den wirtschaftlicheren Plantagenobstanbau und auch die Obstmärkte internationalisierten sich. Entsprechend war das Interesse nicht sehr groß, die alten Obstwiesen zu pflegen und zu erhalten. In den 1970er Jahren gab es sogar eine Rodungsprämie für Streuobstbäume, die auf eine EU-Verordnung zurück zu führen war. Glücklicherweise wurde im Paderborner Land nicht so viel Gebrauch hiervon gemacht wie anderswo. Dennoch sind viele Streuobstbestände heute überaltert, den wachsenden Siedlungen und Straßenausbauten gewichen oder schlecht gepflegt.

 

Seit Ende der 1990er Jahre gibt es im Paderborner Land Bemühungen und Projekte beispielsweise der Gemeinschaft für Naturschutz e.V., des Zweckverbandes bevorzugtes Erholungsgebiet Bad Wünnenberg – Büren und der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne e.V., zum Beispiel um die kulturhistorische und ökologische Bedeutung der Streuobstbestände wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen, alte Sorten zu vermehren und Wissen rund um Sorten und Pflege zu verbreiten. Hierzu dient unter anderem auch das LEADER-Projekt „Streuobstwiesen aktiv“. Darüber hinaus bewirtschaftet die Biologische Station Kreis Paderborn – Senne selbst gepachtete Obstwiesen in Paderborn und Delbrück und unterstützt Streuobstwiesenbesitzer im Südlichen Paderborner Land durch die Abnahme ihrer Äpfel zu einem fairen Preis. Aus den ungespritzten Früchten werden naturtrübe Direktsäfte hergestellt und in der Region vermarktet. Wo Sie den Saft beziehen können, finden Sie unter "Streuobstprodukte".