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Planung und Anlage einer Streuobstwiese

Gepflanzt ist ein Obstbaum schnell. Bis er richtig viel trägt vergehen etliche Jahre, in denen er gut gepflegt und gehegt werden muss. Ein Obstbaum kann bei guter Pflege weit über 100 Jahre alt werden und erlebt somit oft mehrere bewirtschaftende Menschengernerationen. Daher lohnt es sich, sich bereits vor der Anlage einer Streuobstwiese einige Gedanken hierzu zu machen, damit man selbst und nachfolgende Generationen lange Freude an den Früchten der Arbeit haben.

Wie sollen die Bäume und das Land darunter genutzt werden?

Denken Sie daran, dass zum Beispiel ein Apfelbaum nach 15 bis 20 Jahren durchschnittlich 150 kg Obst tragen kann. Pflanzen Sie daher nicht zu viele "Tafelobstbäume", sondern auch solche Sorten, die gut weiter verarbeitet werden können ("Wirtschaftsobst"). Wie viel Obst möchten Sie produzieren, nur für den Eigenbedarf oder auch für die Vermarktung?

Feldobstbau - also der Anbau von Feldfrüchten unter Obstbäumen - war früher die üblichste Form der Unternutzung. Heutige Anbautechniken (Mechanisierung, Technisierung) erlauben jedoch keine effizienten Anbau von Feldfrüchten und Obst mehr auf der selben Fläche. Eine Weide- oder Wiesennutzung sind heute gängig und haben beide Vor- und Nachteile. Bei der Wiesennutzung benötigt man keinen kostspieligen und aufwändigen Verbissschutz für die Bäume außer eventuell einen Volierendraht gegen Nagetierverbiss im unteren Stammbereich. Zumindest wenn dauerhaft Heu gewonnen werden soll, muss der Pflanzabstand der Bäume jedoch deutlich mehr als 12 m betragen, da das Schnittgut unter großen Altbäumen sonst nicht richtig trocknen kann. Wühlmäuse werden schneller zu einer Plage und fressen die Wurzeln der Bäume ab, als wenn ihre Gänge immer wieder durch Vieh zertreten werden. Bei der Weidenutzung verschmutzt herabfallendes Obst jedoch.

Zu bedenken ist auch die Stammhöhe der Bäume. Als ein "Hochstamm" gilt ein Baum mit einem Kronenansatz von mindestens 1,80 Metern Höhe. Zu empfehlen ist jedoch ein Kronenansatz von mindestens zwei Metern Höhe, wenn das Grünland darunter landwirtschaftlich genutzt werden soll. Zwar wachsen die zu erntenden Früchte dann höher, aber die Gefahr des Verbisses der unteren Äste durch Pferde und Rinder und der Beschädigung durch die heutzutage recht großen landwirtschaftlichen Maschinen wird so deutlich verringert.

Standortbedingungen

Nicht jeder Baum wächst an jedem Standort. Obstart, Wurzelunterlage und aufveredelte Sorte sollten zu dem gegeben Standort passen - oder der Standort zum gewünschten Obst.

Der optimale Boden für nahezu alle Obstbäume ist natürlich der auch für den Ackerbau optimale Braunerdestandort. Doch auch auf sandigen Böden können Bäume mit großer Wurzelmasse gedeihen und insbesondere Kirschen kommen auch mit mergeligen Böden zurecht. Auf staunasse Böden hingegen gedeihen alle Obstbbäume schlecht bis garnicht.

Auch die Lage im Geländerelief ist von Bedeutung: Frostlagen wie Senken und enge Bachtäler sollten vermieden werden. Der Nordhang ist zumeist feuchter, die Erträge sind größer als am Südhang, dafür ist der Zuckergehalt geringer. Um eine zu hohe Luftfeuchte und damit zum Beispiel Schorf vorzubeugen sollten die Bäume am Nordhang "luftiger", also mit mehr Abstand zueinander gepflanzt werden als am Südhang. Am Südhang besteht häufiger ein Mehltau-Problem. Hecken sollten den Kaltluftabfluss nicht be- und eine gute Durchlüftung nicht verhindern. Für Mittelgebirgslagen ab 500 Metern Höhe sind eher frostunempfindliche, frühreife und starkwüchsige Sorten auf starkwüchsigen Unterlagen zu empfehlen.

Fremdbestäubung oder Selbstbefruchtung?

Weiterhin nicht außer Acht gelassen werden sollte die Bestäuberfrage: Während zum Beispiel die Blüten von Hauszwetschge, Pfirsich und Aprikose durch Pollen des gleichen Baumes bestäubt werden können (Selbstbestäubung), benötigen Äpfel und Birnen andere Bäume der gleichen Art zur Bestäubung in direkter Umgebung (Fremdbestäubung). In diesem Fall sollten immer mindestens zwei Bäume in unmittelbarer Nähe zueinander gepflanzt werden. Doch Achtung: Nicht jede Sorte ist eine gute Bestäubersorte. Manchmal sind also für die erfolgreiche Bestäubung zwei Bäume unterschiedlicher Sorten erforderlich. Auch bei selbstbestäubenden Arten ist der Ertrag jedoch besser, je näher ein zweiter Baum der gleichen Art steht.

Weitere "praktische Tipps vom Landwirt"

Vor Beginn der Pflanzung macht es Sinn einen Pflanzplan anzulegen. Die "Arbeitsgassen" sind dabei möglichst in Richtung der langen Seite angeordnet und haben aufgrund der Abmessungen der heutigen Arbeitsgeräte idealer Weise eine durch sechs teilbare Breite (12, 18, ... Meter). Größere Pflanzabstände vor allen Dingen bei guten Böden und starkwüchsigen Arten und Sorten sind dabei vorteilhaft hinsichtlich Belüftung, Belichtung, Krankheitsvorbeugung und Baumvitalität, Fruchtqualität, Pflegeaufwand im Alter, Aufwuchsmenge des Grünlandes darunter und nicht zuletzt Artenvielfalt des Lebensraumes insgesamt. Selbstredend sind die Abstände zu Wäldern und Hecken ebenfalls ausreichend groß. Gedacht werden sollte bei der Planung immer an die Ausmaße des ausgewachsenen Altbaums! Die Leitäste sollten von den Fahrgassen weg gedreht werden, um eine Bearbeitung zu erleichtern und Schäden an den Bäumen zu vermeiden.

Um sich das Grünland bei der Nutzung des Obstes möglichst wenig zu zerfahren sollte nah am Wiesenzugang die früh reifenden Arten und Sorten stehen, ganz hinten die ganz spät zu erntenden Sorten - es sei denn, es besteht die Gefahr, dass Erholungssuchende einem entlang stark frequentierter Wege das Obst bereits vor der Reife von den Bäumen mopsen, dann ist eine umgekehrte Reihenfolge sinnvoll.

Im Pflanzplan sind optimaler Weise auch die Sorten verzeichnet, was den eigenen Nachfahren die Auswahl von eventuell nachzupflanzenden Sorten erleichtert und Pomologenherzen auf der Jagd nach alten Sorten und ihren idealen Wuchsorten hilft.