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Jungbaumpflege

Die Jungbaumpflege kann in mehrere Abschnitte gegliedert werden. Zum einen das zweite und driete Standjahr, zum anderen danach die Entwicklung bis etwa zum zehnten Standjahr.

 

Zweites und drittes Standjahr

Im zweiten Standjahr kann es passieren, dass der Baum nur geringen Zuwachs macht. Grund dafür ist der sogenannte Pflanzschock: Der Baum kommt aus der Rundumführsorge der Baumschule ins "echte Leben" auf der Streuobstwiese. Hier gibt es Konkurrenz durch andere Pflanzen sowie Schädigungen durch tierische Wiesenbewohner. In dieser Zeit muss man Geduld haben und vor allem in die Bodenpflege (Baumscheib hacken, Kompost aufbringen und Wässern) investieren.

Beim Schnitt geht es vor allem darum das stabile Kronengerüst weiter zu entwickeln und vorzeitige Fruchtbildung zu vermeiden. Man geht im Grunde wieder vor wie beim Pflanzschnitt: Die Leitäste und die Stammverlängerung werden klar definiert, bei Bedarf gebunden und/oder gespreizt und erneut um etwa 1/3 angeschnitten. Konkurrenztriebe werden weggeschnitten, innen und obenliegende Knospen ausgebrochen.

Im dritten Standjahr kommt die Baumansprache ins Spiel, man beurteilt: 

  • die Vitalität (durchschnittliche Länge des einjährigen Neutriebs, gut sind 60 cm und mehr),
  • das Dickenverhältnis, die Blattmasse, sowie Stellung und Winkel der Leitäste und der Stammverlängerung zueinander,
  • Schädigung durch Insekten oder Wühlmäuse,
  • evtl. Behang durch Früchte und dadurch Abkippen der Leit- und Seitenäste,
  • Auswirkung fehlender Bewässerung bei Trockenheit,
  • zu große Konkurrenz durch Unterbewuchs (Gras).

Aus der Beurteilung der genannten Aspekte werden dann das Schnittziel und die Maßnahmen abgeleitet.

Ansonsten wird grundsätzlich verfahren wie im zweiten Standjahr. Das Kronengerüst wird weiter entwickelt. Es kommt nun auch verstärkt die Entwicklung der Seitenäste in den Fokus. An ihnen soll sich später das Fruchtholz entwickeln. Es ist dringend darauf zu achten, dass das tragende Kronengerüst stabil und im guten Winkel bleibt, Überbauungen müssen verhindert werden.

Viertes bis mindestens zehntes Standjahr

Der Erziehungsschnitt wird wie zuvor beschrieben weitergeführt. In der Mitte wird nur noch die Stammverlängerung angeschnitten, im  Außenbereich werden weiterhin die Leitastverlängerungen und die Seitenäste angeschnitten um diese zu fördern. An der Stammverlängerung  werden nun Seitenäste gefördert. Diese sollen aber in ihrer Länge so beschränkt werden, dass sie die Leitäste nicht überbauen können. Deshalb  wird hier mit Ableitungsschnitten gearbeitet.

Nun werden auch erste Blütenansätze am Fruchtholz belassen, soweit der jährliche Triebzuwachs weiterhin über 50 cm liegt und die Früchte sich nicht an noch zu schwachen Gerüstästen entwickeln würden. In den ersten Jahren wird man tendenziell die Mitte eher bremsen und die Entwicklung der Leitäste fördern, nun kehrt sich diese Taktik bei stark entwickelter Blattmasse an den  vier Leitästen um: Jetzt gilt es bei Bedarf (Dickenverhältnis zwischen Leitästen und Stammverlängerung beachten) die Mitte / Stammverlängerung mit mehr Seitenästen, Fruchtästen und damit Blattmasse zu fördern.

Entwickelt sich der Baum in den nächsten Jahren weiterhin gut im Neutrieb und Dickenwachstum kann zum "Überwachungsschnitt" übergegangen werden. Dabei wird nur noch bei stärkeren Fehlentwicklungen in der Kronensymmetrie mit Anschnitt gearbeitet um Leitäste oder Stammverlängerung zu stärken. Vor allem werden Überbauungen im oberen Teil der Krone ausgedünnt und eingekürzt sowie nach innen bzw. auf den Astoberseiten wachsende starke Triebe entfernt.

Ziele des Jungbaumschnitts

  • Erhalt eines tragfähigen Kronengerüstes (Abkippen unter Fruchtlast verhindern)
  • Ausgeglichenes Wachstum im Verhältnis von Leitästen und Stammverlängerung zueinander
  • gute Belichtung und Durchlüftung der Krone, gute Zugänglichkeit der Krone für Pflege und Ernte
  • Verhindern von Überbauungen in oberen Kronenpartien (und somit Verhinderung einer Verschattungen daruter liegender Bereiche)

 

Zehn Arbeitsschritte zum Schnitt des Obst-Jungbaumes finden Sie zum Herunterladen und Ausdrucken unter "Downloads".