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Ökologische Vielfalt

Streuobstwiesen und Streuobstweiden erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Sie sind halboffene Landschaften, die sowohl Lebewesen lichter Wälder und natürlicher Waldsäume als auch Arten des Offenlandes als Lebensraum dienen. Gerade durch diese Strukturvielfalt können Streuobstwiesen eine sehr hohe Artenvielfalt aufweisen. Es gibt Bestände, auf denen über 1.000 Insekten- und Spinnenarten nachgewiesen wurden!

 

Am offensichtlichsten ist der Nutzen von Streuobstwiesen für Pollen- und Nektarsammelnde Insekten wie Wildbienen, die zur Blütezeit von Bäumen und Kräutern ein reiches Angebot finden und ganz nebenbei wichtige Bestäubungsarbeit leisten.

 

Die Larven von Schmetterlingen, Käfern und Blattwespen laben sich an den Blättern der Bäume. In einem intakten Ökosystem übernehmen Schädlinge jedoch selten die Oberhand. Sie werden von einer ganzen Reihe räuberisch lebender Insekten „in Schach“ gehalten. So vertilgt ein Marienkäfer im Laufe seines Lebens bis zu 4.000 Blattläuse. Florfliegenlarven, Schlupfwespenlarven, einige Weichkäferarten und viele mehr helfen dabei.

Darüber hinaus bieten insbesondere die dicken Äste und Stämme älterer Bäume mit ihrer rissigen, teils mit Moosen und Flechten bewachsenen Borke reichlich Verstecke für vielerlei Insekten und Spinnentiere. Auch Höhlenbrütern wie Blaukehlchen bieten sehr alte Bäume oft ein Zuhause.

 

Die große Insektenvielfalt bildet die Nahrungsgrundlage für Tierarten, die weiter oben in der Nahrungspyramide stehen. Vögel wie der stark gefährdeten Gartenrotschwanz oder Fledermäuse sind nur einige hiervon.

 

Eine herausragende Struktur- und Artenvielfalt, wie sie für südwestdeutsche Streuobstwiesen beschrieben wird, ist im Südlichen Paderborner Land jedoch nur vereinzelt anzutreffen. Das ging aus einer flächendeckenden Erhebung der Streuobstwiesen im Bürener Land der Gemeinschaft für Naturschutz im Bürener Land e.V. (GfN) von 1999 / 2000 hervor. Das meist gedüngte Grünland ist hinsichtlich der auftretenden Pflanzenarten kaum von anderem, intensiv genutztem Grünland zu unterscheiden und ist als Lebensraum für anspruchsvollere Tier- und Pflanzenarten von geringem Wert.

 

Auch an diesem Punkt soll im Projekt „Streuobstwiesen aktiv“ angesetzt werden. Eigentümer und Pächter von Streuobstwiesen sollen für das Thema sensibilisiert werden. Wo möglich, wird die Strukturvielfalt erhöht. Dieses kann durch Lesestein- und Totholzhaufen ebenso erfolgen wie durch das Anbringen von Nisthilfen für Insekten, Vögel und Fledermäuse.

 

Vielleicht ist an der ein oder anderen Stelle auch die Bewirtschaftung des Grünlandes im Sinne der Artenvielfalt optimierbar.

 

Streuobstwiesen sind zudem wichtige Rückzugsräume und ökologische Trittsteine in der sonst oft intensiv genutzten, ausgeräumten Agrarlandschaft. Eine gute Vernetzung mit anderen, wertvollen Lebensräumen, Hecken, Wäldern und Säumen ist von großer Bedeutung zum Beispiel für die Wanderbewegungen vieler Tiere. Strukturell hervorragende Bedingungen bietet beispielsweise eine Gruppe extensiv genutzter Streuobstwiesen auf magerem Kalkboden südöstlich von Niederntudorf.

 

Doch hiermit nicht genug: Die Wurzeln der Bäume halten die Erde tiefgründiger fest als Gras und schützen so an steilen Hängen vor Erosion. Hinzu kommt eine klimaausgleichende Wirkung insbesondere in Siedlungsnähe: Spitzentemperaturen werden abgeschwächt und Frischluft generiert.